Merkels Ablehnung des Adoptionsrechts für
gleichgeschlechtliche Paare hat ein breites Medienecho ausgelöst.
Für mich waren ihre Aussagen nicht deshalb sehr
aufschlussreich und interessant weil es um ein wichtiges Problem geht –
faktisch wären von dieser Entscheidung nur wenige betroffen.
Aber sie gewährt sehr tiefe Einblicke in ihre Psyche. Ein
Grund hierfür: Mit einer solchen Frage hat sie offensichtlich nicht gerechnet,
das für alle Politiker typisch-souveräne Abspulen von Floskeln gelang ihr daher
nicht. Für viele Kommentatoren ist sie „ins Schwimmen“ oder „schlingern“ geraten.
Nicht nur ihre kruden Aussagen haben zu diesem Eindruck beigetragen, auch ihre
Mimik, Gestik und Sprechtempo habe ihre Angespanntheit und Nervosität für viele
erkennbar werden lassen. Zunächst habe ich angenommen sie hat so zerrissen und
schwammig gewirkt, da sie selbst äußerst unsicher bei dieser Frage ist. Doch
das halte ich inzwischen für unwahrscheinlich, denn wie sie selbst betont wurde
sie schon oft darauf angesprochen und hat sich demnach intensiv mit dieser
Sachfrage beschäftigt.
„Ihr wahres Gesicht“ konnte kurzzeitig an die Oberfläche
gelangen und man konnte einen Einblick in ihre Ängste und Albträume bekommen. Sie
scheint ihr Trauma bei den Wahlen 2005 nicht verarbeitet zu haben. Ihrer
Ablösung als CDU-Chefin entging sie damals nur um Haaresbreite, sie erlebte
nach einem relativ ehrlichen Wahlkampf einen desaströsen und beispiellosen Absturz in
den Umfragen. Ihre Hauptsorge gilt seitdem fast nur noch potentielle Wählern mit eindeutigen Aussagen zu
verprellen, daher wohl auch ihr ständiger Versuch nur ja keine Angriffsflächezu bieten.
Es ist auch im 21. Jhd. durchaus legitim die Ansicht zu
vertreten, wonach es um das Kindeswohl in gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften schlecht(er) bestellt ist und aus „Kinderschutzgründen“ den
Kindern das Aufwachsen in solchen Familien nicht zugemutet werden kann. Bei
älteren Mitmenschen – v.a., aber längst nicht nur in der CDU - ist diese
Ansicht noch sehr verbreitet. Zulässig wäre auch das Argument, dass erst
Studienergebnisse über bisherige Erfahrungen abgewartet werden müssten, denn
auch bei der Einführung von Medikamente ist eine sorgfältige Prüfung
vorgeschrieben.
Skandalös und schlicht inakzeptabel ist jedoch die
Argumentation von Merkel:
„Ich weiß, dass in den Partnerschaften die gleichen Werte
gelebt werden[……] ich weiß ja dass sie sich genauso fühlen wie Eltern die
Mutter und Vater sind und in der Adoption würden die Kinder genauso aufwachsen,
es gibt ja auch viele Beispiele wo das so geschieht.“
D.h. sie behauptet nicht, dass Kinder einen „Schaden“ davon
tragen würden unter solchen Umständen aufzuwachsen, nein sie vermag keine
Nachteile oder gravierende Unterschiede zu erkennen, aber „tut sich einfach schwer
damit“ und verlangt dafür auch noch Respekt. Das ist zynisch! Das ist der
schizophrene Versuch es allen potentiellen Wählern „Recht“ zu machen: sowohl
den konservativen bei den alten CDU-Anhängern als auch bei der jüngeren
Generation die liberaler eingestellt ist. O-Ton Merkel: „Ich mag ja jetzt auch manchem
jetzt etwas veraltet daherkommen, das muss ich jetzt einfach aushalten“. Nein,
falsch! Wir müssen es Tag für Tag aushalten eine Kanzlerin zu haben die immer
noch unter ihrer Wahltrauma von 2005 leidet. Die Sachfrage und ihre
Implikationen sind ihr offenkundig vollkommen sekundär.
Eine Studie die für das Bundesjustizministerium erstellt
wurde, gibt ihr Recht: es gibt keine signifikanten Unterschiede und daher auch
keine Gefährdung für das Kindeswohl.
„Die Ergebnisse der Kinderstudie legen in der Zusammenschau
nahe, dass sich Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien ebenso gut
entwickeln wie Kinder in anderen Familienformen. Unabhängig von der
Familienform wirken sehr ähnliche Einflussfaktoren. Entscheidend für die
Entwicklung der Kinder ist nicht die Struktur der Familie, sondern die Qualität
der innerfamilialen Beziehungen.“
Besonders peinlich ist ihr Bemühen zu beschwichtigen und zu
vertrösten: „Wir haben ja jetzt einen
ganze Reihe von Gleichstellungsanerkennung….BfG hat jetzt die Sukzessivadoption
für richtig und rechtlich notwendig erklärt…..es kann sein dass sich das durch die
gesellschaftlichen Entwicklung und Rechtsprechung so entwickelt“. Es ist schon
dreist mit Gesetzen punkten zu wollen, die Merkel nur nach 6!!! verschiedenen Urteilen
zögerlich und widerwillig umgesetzt hat.
Fazit: Die Kanzlerin windet
sich bei einer so unwichtigen Frage um es ja allen Wählern „Recht zu machen“
anstatt eine Sachfrage im Interesse der Beteiligten zu lösen.
Daher ist die Befürchtung begründet, dass auch
bei den wirklich wichtigen Problemen primär das potentielle Medienecho/der
eigene Machterhalt und nicht die Folgen für unser Land im Vordergrund stehen.
Nur
fällt es nicht immer so schonungslos auf, da sie penibel darauf bedacht ist wohlklingende
Beschwichtigungsfloskeln zu den wichtigsten Problemen einzustudieren. Leider
mit großen Erfolg!
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