Dienstag, 24. September 2013

schwarzer Peter für die SPD

Wer bekommt in den kommenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD den schwarzen Peter?

Alles läuft auf Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD hinaus, aber die Vorzeichen auf eine Einigung sind denkbar schlecht.
Auf der einen Seite steht die Union. Sie hat sich daran gewöhnt mit der FDP einen pflegeleichten Koalitionspartner zu haben, der fügsam Befehle entgegennimmt und als Mehrheitsbeschaffer im Parlament Gewehr bei Fuß steht.
Jetzt, nach der gewonnen Wahl dürfte die Bereitschaft auf den Wahlverlierer SPD zuzugehen und ihr eine gesichtswahrende Koalitionsvereinbarung anzubieten äußerst gering sein. Das Motto: große Koalition gerne, aber zu unseren Bedingungen. Die CSU hat bereits zahlreiche rote Linien markiert, u.a. ist das Betreuungsgeld nicht verhandelbar, Steuersenkungen  wie der Abbau der kalten Progression werden aggressiv gefordert.
Ein Scheitern der Verhandlungen ist wahrscheinlich von der Machtpolitikerin Merkel bewusst einkalkuliert, denn sie verspricht sich gleich mehrerer Vorteile davon:
1) Der naiven SPD könnte leicht der schwarze Peter zugeschoben werden. Erste Vorstöße in diese Richtung sind vernehmbar und werden wohl bald in ein Dauerfeuer münden:
Schäuble: „Erst kommt der Staat und dann die Partei und nicht umgekehrt“
Es ist offensichtlich, dass die SPD von der großen Koalition 2005-2009 politisch nicht profitiert hat und daher Angst vor einer weiteren Abstrafung hat. Merkel war sehr geschickt daran alle Erfolge sich selbst und Misserfolge stets dem politischen Gegner zuzuschreiben.
 Es ist daher ein leichtes die SPD in die Ecke zu drängen, dass sie sich ihrer „staatspolitischen Verantwortung“ entziehe und nur auf egoistische Parteiinteressen schiele.
Die einzige Chance für die SPD aus dieser Falle zu entkommen wäre es sehr offensiv und v.a. rasch auf die eigene Programmatik hinzuweisen und zu betonen, dass eine Koalition vorstellbar ist, aber nur wenn bei Sachthemen ein fairer Kompromiss erzielt werden kann. Das aggressive Setzen von roten Linien wie z.B. bei Mindestlohn und Steuererhöhungen für hohe Einkommen – Themen die in breiten Kreisen der Bevölkerung populär sind -  könnten helfen aus der Schuldrolle zu entkommen. Die SPD-Führungsspitze verhält sich grob fahrlässig und dilettantisch wenn sie nicht rechtzeitig aus der Deckung kommt. Je länger sie schweigt, desto leichter werden Merkel, Kauder und Co. ihr das Etikett der „staatspolitischen Verantwortungslosigkeit“ anheften, die sie dann nicht mehr abstreifen können wird, selbst wenn sie ein Scheitern der Verhandlungen am Ende mit Differenzen in Sachfragen begründen wird.
Besonders tragisch finde ich, dass der SPD dabei ein Deja-vu Erlebnis bevorsteht.
Auch im Wahlkampf ist es ihr aufgrund der Fehlbesetzung bei der Kanzlerkandidatur nicht gelungen den Fokus auf die Sachthemen zu legen. In einer Mediendemokratie war Peer Steinbrück schlicht der falsche Kandidat, da er viele Möglichkeiten geboten hat die Aufmerksamkeit auf Nebensächlichkeiten zu lenken.
Bei den jetzigen Verhandlungen wird Merkel auch alles dran setzen die Aufmerksamkeit von den Sachthemen weg und zu der angeblichen Verantwortungslosigkeit der SPD hin zu lenken.

2) Die CDU/CSU fühlt sich nur Millimeter von der absoluten Mehrheit entfernt. Bei Neuwahlen kann sie daher entweder auf eine Alleinregierung oder aber auf eine CDU/FDP Regierung setzen. Die SPD  hat keine glaubwürdige Machtoption solange mit den Linken eine Koalition kategorisch ausgeschlossen wird. Auch aus diesem Grund ist mit einem „großzügigen Verhandlungsangebot“ an die SPD nicht zu rechnen.

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